Ich habe jahrelang geglaubt, dass unsere Generation weiter ist.
Mir wurde aber schlagartig klar, dass wir es nicht sind.
Dass nach wie vor alte Rollenbilder, Denkweisen und Abhängigkeiten bestehen. Dieses Thema beschäftigt mich nun schon seit Monaten… Grund genug also hier darüber zu schreiben.
In der heutigen Zeit mögen wir den Eindruck haben, dass wir weit über die alten Denkmuster und Abhängigkeiten in Partnerschaften hinausgewachsen sind. Doch die Realität zeigt oft ein anderes Bild. Trotz des Fortschritts in Sachen Gleichberechtigung und sozialer Wandel sind viele Beziehungen immer noch von traditionellen Rollenbildern geprägt, die Frauen – vor allem Mütter – in eine Position der Abhängigkeit und des Machtungleichgewichts bringen.
Ein häufiges Szenario ist die finanzielle Abhängigkeit der Frau vom Mann. Auch wenn die meisten Frauen in Europa berufstätig sind und eigene Einkommen erzielen, bleibt es dennoch allzu oft der Mann, der über das Haushaltsbudget bestimmt. (Alleine dieses Wort! Davon bekomme ich Pickel…) Die Frau mag zwar Geld verdienen, doch das Entscheidungsrecht darüber, wie dieses Geld verwendet wird, liegt oft beim Mann. Ist doch klar (?!) – dieser arbeitet meist mehr, hatte keine Babypause.
Und selbst, wenn die Frau nicht arbeitet, weil sie die Kinder erzieht. Welches Recht hat der Mann über diese GEMEINSAME Familienentscheidung zu bestimmen. Wir reden also von einer finanziellen Abhängigkeit, die Frauen in eine vulnerable Position bringt, in der sie möglicherweise nicht die volle Kontrolle über ihr eigenes Leben haben.
Ein weiteres gängiges Muster ist die ungleiche Verteilung von Familienpflichten. Auch wenn viele Männer heutzutage eine aktivere Rolle in der Kindererziehung übernehmen möchten, bleiben doch viele Frauen hauptsächlich für diese Verantwortung zuständig. Die traditionelle Vorstellung, dass es die Aufgabe der Frau ist, sich um die Kinder zu kümmern, während der Mann außerhalb des Hauses arbeitet, hat sich nur langsam geändert. Oder: Hat sie sich verändert?
Ist es nicht völlig egal ob Mama oder Papa daheim sind? Warum werden Männer immer noch schief angeschaut, wenn sich die Familie entsprechend entschieden hat?
Ehrlich? Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es notwendig ist dieses Thema hier auf den Tisch zu bringen.
Es ist an der Zeit, dass wir aufwachen und erkennen, dass echte Gleichberechtigung nicht nur ein Schlagwort sein darf, sondern in unseren täglichen Handlungen und Entscheidungen verankert sein muss. Es reicht nicht aus, nach Gleichberechtigung zu rufen; wir müssen danach streben, sie in unserem eigenen Leben zu leben. Das bedeutet, traditionelle Denkmuster und Rollenbilder aktiv zu hinterfragen und zu verändern.
Es erfordert Mut, sich von alten Gewohnheiten und Erwartungen zu lösen und neue Wege der Partnerschaft und Zusammenarbeit zu finden. Es erfordert Offenheit, Kommunikation und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen und zu respektieren. Es erfordert, dass wir uns bewusst werden, wie unsere Handlungen und Entscheidungen die Dynamik in unseren Beziehungen prägen und wie wir dazu beitragen können, echte Gleichberechtigung zu verwirklichen.
Wir wollen Vorbilder für unsere Kinder sein und moderne Werte weitergeben! Starke, selbstbestimmte und offene Kinder erziehen – das sollte unser Ziel sein.
Lasst uns nicht nur nach Gleichberechtigung streben, sondern sie auch leben, in jedem Aspekt unseres Lebens und in jeder Beziehung, die wir führen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine Welt zu schaffen, in der Frauen und Männer gleichermaßen die Freiheit und die Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial zu entfalten, ohne von alten Denkmustern und Abhängigkeiten eingeschränkt zu werden.
Es muss schlicht nicht betitelt werden: Wer ist der „Arbeitende“ und wer der „Kinderbetreuer“? Sind es nicht beide, die beides tun. Völlig egal zu welchen Teilen?
Das Wesentliche ist doch, dass egal um welche Entscheidung es geht, beide Parteien gleich viel Gewichtung haben. Es geht um sie als Paar, als Team und als Familie.
Seid der Teamplayer, der ihr auch im Sport seid.
Amen.